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Gemeinsamkeiten - Auf der Suche nach der verlorenen Gemeinsamkeit

In der Auftaktfolge der zweiten Staffel von 'Gemeinsamkeiten' widmen wir uns einem bedeutenden Thema, das zugleich eine große Angst in vielen Menschen weckt - Einsamkeit. Dafür haben wir zwei ganz besondere Gäste eingeladen: Cindy Berger und Norbert Wohlan. Neben ihrer erfolgreichen Karriere als Entertainer engagieren sie sich auch als Alltagshilfen. Somit sind sie wahre Experten darin, Menschen zu verbinden und dem Gefühl der Einsamkeit entschieden entgegenzutreten.

Folgender Beitrag ist eine verkürzte und bearbeitete Fassung unseres Podcast-Gesprächs. Das volle Interview könnt ihr hier hören:

Careship: Einsamkeit ist eines der großen Ängste, die besonders mit dem Alter in Verbindung gebracht werden. Was verbindet ihr mit dem Wort Einsamkeit

Norbi Wohlan: Isolation, keine Kontakte nach außen und das Gefühl der Hilflosigkeit. Einsamkeit ist wirklich schlimm, gerade im Alter.

Cindy Berger: Ich habe zum Glück die Einsamkeit noch nicht erlebt, da ich immer noch meine Familie und sehr gute Freunde an meiner Seite habe. Aber ich habe viele Menschen erlebt, die einsam sind und dabei auch festgestellt, dass das sehr schmerzhaft ist und dass man wirklich verzweifeln kann.

Norbi Wohlan: Ich habe es gerade erst letzte Woche als Alltagshelfer erlebt. Ich habe einen älteren Herren betreut, der seit zwei Jahren in einem Pflegeheim lebt und wirklich keine Familie oder Angehörige hat. Er sitzt dort einfach alleine und sagte zu mir: “Es ist egal, wie lange du bleibst. Für mich ist es einfach schön zu wissen, dass überhaupt noch jemand da ist, der die Tür öffnet und sagt: ‘Hallo, hier bin ich.

 

Careship: Wenn man familiär und beruflich mitten im Leben steht, kann man sich kaum vorstellen, wie wichtig die Alltagshilfe für manche Menschen wird. Wie erlebt ihr das bei euren Einsätzen als Alltagshilfe?

Cindy Berger: Ich besuche jetzt jeden Dienstag einen älteren Herren. Er sitzt im Rollstuhl und jedes Mal wenn ich komme gehen wir raus, es muss schon Heugabeln regnen, damit das nicht passiert. Ich fahre ihn im Rollstuhl und wir gehen zu seiner Stammkneipe, wo er früher oft war. Dort trinkt er dann sein Gedeck, sein Bierchen und sein Schnäpschen, während ich meinen Kaffee und meinen Eierlikör trinke. Er ist dort bekannt und fühlt sich wohl. Wir bleiben etwa 30 Minuten bis eine Stunde dort, dann gehen wir wieder nach Hause. Schon auf dem Rückweg merke ich, wie sich die Stimmung ändert. Er sagt dann zu mir: ‘Ich habe Angst.’ Und ich versuche ihm zu versichern, dass er keine Angst haben muss, ich sei doch da. Doch darauf antwortet er mir nur: ‘Ja, ich habe aber Angst.’ Wenn wir wieder im Heim ankommen, versucht er mich mit allen Mitteln zu halten. Er erfindet kaputte Dinge an seinem Handy, oder sagt, dass das Fenster nicht richtig schließt, die Vorhänge noch zugezogen werden müssen, oder dass ich etwas im Badezimmer anschauen müsse. So schafft er es, dass ich immer und immer länger bleibe. Und genau das zeigt mir, dass er, obwohl er in einem Heim lebt und weiß, dass immer jemand für ihn da ist, wenn er ihn braucht, dennoch einsam ist.”

 

Careship: Ihr beide bringt nicht nur als Alltagshilfen, sondern auch als Entertainer viel Erfahrung mit, um die Einsamkeit zu überwinden. Wie sind da eure Erfahrungen? 

Norbi Wohlan: Ich habe zum Beispiel eine Seniorin, die viele Jahre in einem Haus gelebt hat und seit 8 Wochen in einem sehr gutbetuchten Pflegeheim wohnt. Dort hat sie eine eigene Seniorenwohnung und Familie, aber sie sucht auch nach Gemeinsamkeiten, indem sie mich einlädt. Heute hatten wir zum Beispiel ein Highlight: Nach ihrem Einkauf und dem Besuch des Friedhofs hat sie mich zu Kaffee und Kuchen eingeladen und wollte mich unbedingt ihren älteren Damen vorstellen, die auch in diesem Heim wohnen. Da habe ich gemerkt, dass es viele Gemeinsamkeiten gibt, denn die Damen wussten bereits alles. Sie waren informiert über Cindy, über mich, über die Projekte und unseren Berlin-Song. Sie haben mich dann auch gefragt, wie ich zur Alltagshilfe gekommen bin und ob man auch andere Aktivitäten wie Ausflüge unternehmen könne. Also ich glaube, das Allerwichtigste ist, selbst wenn man in einem Pflegeheim gut betreut wird, kann man trotzdem einsam sein, und genau dann braucht man Menschen, die man zusammenbringen kann.

Careship: Stichwort Menschen zusammenbringen. Als Alltagshilfe wird man durchaus zu einem wichtigen Teil des sozialen Netzwerks für die Unterstützungsbedürftigen. Kann man das so stehenlassen? 

Norbi Wohlan: Eine Seniorin, die ich bereut habe, war mit ihrer Freundin verreist. Die beiden waren in der Tschechei und dort ist sie verunglückt. Sie hatte keine Rücktransportversicherung und ihre Kinder waren zu der Zeit in New York. Sie konnten also auch nicht unterstützen. Da hab ich mich auf den Weg gemacht, 400 km in die Tschechei und habe sie zurückgeholt, um sie hier in Deutschland ins Krankenhaus zu bringen. 

Und erst letztens hat mir ihre Tochter erzählt, dass ihre Mutter, jedes Mal  wenn sie sich sehen, fragt: “Und wo ist Norbi?” “Hast du Norbi mitgebracht?” Das ist total schön zu wissen, dass da jemand ist, dem man sich anvertraut hat, und dass da ganz viel Nähe ist. Das ist auch das, was die Sache so liebenswert macht: Diese unendliche Dankbarkeit, die Freude, die man vermittelt und auch selbst empfindet.



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