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Careship Magazin > Hilfe für Angehörige
Im Leben geht es oft drunter und drüber. Im Chaos scheint es fast unmöglich, stets auf alles vorbereitet zu sein. In der Regel stehen Sie als erwachsene Kinder noch fest im Berufsleben, wenn die eigenen Eltern betreuungs- oder pflegebedürftig werden. Was ist also zu tun, sollte Ihr Einsatz plötzlich gefragt sein? Wer Geschwister hat, kann die neuen Herausforderungen gemeinsam meistern, sich Beistand leisten und große Verantwortungen auf mehrere Schultern verteilen. So viel zum Idealbild. In der Realität führt die Betreuung der Eltern allerdings nicht selten zu kleinen und großen Streitigkeiten. Was es daher genau zu bedenken gibt und welche vermeidbaren Fallstricke den Weg der Auseinandersetzung säumen, erfahren Sie in diesem Artikel.
Sind die eigenen Eltern früher oder später auf Ihre Betreuung oder gar Pflege angewiesen, werden Ihnen und Ihren Geschwistern sicherlich die gleichen Fragen in den Kopf kommen. Was ist das Beste für die Eltern und wer kümmert sich um was? Aus Kostengründen und aus Liebe stemmen Angehörige in ganz Deutschland die neue Situation oft selbst: Gut drei Viertel der Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt. Das sind 2,59 Millionen Menschen – oder in etwa alle Einwohner Münchens und Kölns zusammengenommen. Davon werden 1,76 Millionen Pflegebedürftige allein von den Angehörigen gepflegt, ganz ohne Unterstützung durch ambulante Dienste. Sollten Sie sich in Absprache mit Ihren Eltern und Geschwistern für diesen Weg entscheiden, dann sind Sie also alles andere als allein. Entsprechend relevant ist das Thema auch für Politik und Regierung. So sind künftig große Änderungen der Rechtslage zugunsten pflegender Kinder im Gespräch, um diese vor allem finanziell zu entlasten.
Als Kinder sind Sie rechtlich dazu verpflichtet, Ihre Eltern im Alter ggf. finanziell zu unterstützen, um deren Unterhalt zu sichern. Im Rahmen Ihrer finanziellen Möglichkeiten können Sie daher durchaus belangt werden, auch wenn Sie aktuell gar nicht in Kontakt mit Ihren Eltern stehen. Vor allem, wenn die Pflege und Betreuung letztlich doch in einem Pflegeheim stattfindet, reichen die finanziellen Mittel Ihrer Eltern aus Pflegeversicherung und Rente oft nicht aus. Zunächst springt dann der Sozialhilfeträger ein, der das Geld jedoch von Ihnen und Ihren Geschwistern zurückverlangen kann. Dabei steht Ihnen als Single allerdings ein monatlicher Betrag von mindestens 1.800 Euro von Ihrem bereinigten Nettoeinkommen zu, für Familien beläuft sich der Betrag auf 3.240 Euro.
Auch Ihr Privatvermögen kann belangt werden; allerdings können Sie vorab verschiedenste Kosten geltend machen und auf diese Weise Ihre Kostenbeteiligung deutlich verringern. Weil das ganze Unterfangen für alle Beteiligten recht kompliziert und undurchsichtig sein kann, zieht die Regierung derzeit in Erwägung, künftig großzügigere Einkommensgrenzen festzulegen. In Gesprächen ist hierbei ein Jahresbruttoeinkommen von 100.000 Euro.
Sollte es ans Eingemachte gehen, ist es ratsam, einen Anwalt aus dem Bereich Familien- und Sozialrecht einzuschalten, der einen Überblick über die aktuelle Rechtslage zum Thema “Schonvermögen beim Elternunterhalt” hat.
Damit Betreuung und Pflege nicht erst mitten in der größten Krisen-Situation zum Thema werden, bietet es sich an, zeitig das Gespräch mit Ihrer Familie zu suchen. In Ruhe lassen sich schließlich viel besser durchdachte Pläne erstellen. Auch können Sie entspannter miteinander nach Lösungen suchen, wenn die Gemüter nicht so erhitzt sind. Ratsam ist es außerdem, dass Sie sich vor allem zu Beginn persönlich treffen, um alles Weitere zu besprechen. Vielleicht steht bald ohnehin eine größere Familienfeier an, bei der Sie sich für eine Weile zusammensetzen und austauschen können.
In den Gesprächen mit Ihren Geschwistern kann es leicht vorkommen, dass Sie zwar die Bedürfnisse Ihrer Eltern im Blick behalten, deren Wünsche aber aus den Augen verlieren. Bringen Sie möglichst früh in Erfahrung, welche Formen der Betreuung und Pflege sich Ihre Eltern wünschen. Da es sich hierbei um ein sehr sensibles Thema handelt, kann es gut sein, dass Ihre Eltern Ihnen zunächst ausweichen oder Gespräche wie diese lieber erst später führen möchten. Versuchen Sie, gute Momente abzupassen, wenn die Stimmung gerade entspannt ist. Mit etwas Fingerspitzengefühl werden Sie die Wünsche und Anliegen Ihrer Eltern früher oder später herausfinden.
Jeder hat verschiedene Talente und unterschiedlich viel Zeit zur Verfügung. Damit Ihnen die anfallenden Aufgaben leicht von der Hand gehen und Sie sich in Ihrer Position als betreuender oder pflegender Angehöriger auch möglichst wohl fühlen, sollte von vornherein alles gekonnt aufgeteilt werden. Fragen Sie sich daher: Wer kann was und wer hat wann Zeit?
Achten Sie bei der Verteilung darauf, dass es Aufgaben gibt, die aus Gründen der Übersicht und Ordnung am besten immer von derselben Person erledigt werden sollten. Dazu gehören vor allem Antragstellungen und die Pflege aller wichtigen Unterlagen. Andere Aufgaben hingegen lassen sich sehr gut abwechselnd erledigen. So zum Beispiel Einkäufe, Botengänge oder Fahrdienste.
Die regelmäßige Betreuung und Pflege der Eltern ist unbestreitbar eine große Aufgabe für die Familie und stellt Sie und Ihre Angehörigen vor einige Herausforderungen. Doch die neue Situation können Sie zu Ihrem Vorteil nutzen, denn das Miteinander lädt auch dazu ein, sich als Team zu verstehen und wertvolle Momente miteinander zu erleben. Binden Sie daher auch die jüngeren Familienmitglieder in die Betreuung der Großeltern ein. Geben Sie ihnen die Möglichkeit, einen Teil beizutragen, an der besonderen Situation zu wachsen und kostbare Zeit mit den Großeltern zu verbringen.
Wie so oft gilt: Kommunikation ist Trumpf! Bringen Sie sich regelmäßig auf den neuesten Stand und lassen Sie lieber hin und wieder etwas Dampf ab, als später die Fassung zu verlieren. Verabreden Sie sich dafür mit Ihren Geschwistern zu regelmäßigen Telefonkonferenzen oder richten Sie eine Gruppe im Online Chat ein. Hier bieten sich verschiedenste Anbieter wie WhatsApp, Threema, Telegram oder Wire an. Über den Chat oder die regelmäßigen Telefonate können Sie sich gegenseitig darüber informieren, ob es Neuigkeiten vom Arzt gibt, ob bestimmte Hinweise beachtet werden sollen und wie es Ihrem Elternteil aktuell geht. Wohnen Sie alle in der Nähe voneinander, bietet es sich natürlich auch an, sich einfach gelegentlich zum Abendessen zu verabreden und dabei die Neuigkeiten auszutauschen.
Pläne sind da, um ab und zu auch mal verworfen zu werden. Es ist also gut zu wissen, wer wann was erledigt, aber manchmal klappt es eben einfach nicht. Sie oder Ihre Geschwister liegen plötzlich mit Grippe auf der Couch oder Ihre Eltern wollen einfach mal für sich sein. Auch Gewohnheiten oder Vorlieben ändern sich. Was in der einen Woche noch problemlos funktioniert hat, bereitet plötzlich Schwierigkeiten und anders herum. Hier hilft nur: flexibel bleiben und entspannt auf die neuen Gegebenheiten eingehen.
Vergessen Sie bei all der Sorge um Ihre Eltern nicht Ihr eigenes Wohlbefinden – und das Ihrer Geschwister. Haben Sie Nachsicht miteinander und zeigen Sie Verständnis. Es ist nämlich sehr wahrscheinlich, dass die anfallenden Aufgaben nicht komplett zu gleichen Teilen aufgeteilt werden können. Auch kann es sein, dass nicht alle an einem Strang ziehen wollen oder können. Jeder geht die Dinge anders an und manche ziehen sich aus der Angehörigenpflege auch komplett zurück. Sie können das natürlich zum Thema machen und den entsprechenden Personen regelmäßig anbieten, sich doch wieder einzubringen. Unter Zwang aber wird nichts Gutes dabei herumkommen, weshalb Sie auch diesen Umstand akzeptieren müssen. Wenn Sie viele Fragen auf dem Herzen haben und dringend nach Hilfe suchen, werden Sie z. B. bei den Pflegestützpunkten in Ihrer Nähe fündig. Sollte es an fleißigen Händen fehlen, haben Sie immer auch die Möglichkeit, die Alltagshelfer von Careship mit ins Boot zu holen.