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Lange hatte Frau Schönemann ihre Wohnung nicht verlassen. Wie ihr Alltagshelfer es geschafft hat, der 94-Jährigen die Freude an der Bewegung zurückzugeben und wie wertvoll das für Enkeltochter Sarah ist, erzählt diese Geschichte.
Früher einmal war Frau Schönemann im Lebensmitteleinzelhandel und in der Gastronomie tätig. Mittlerweile wohnt die 94-jährige Dame seit 20 Jahren im Berliner Bezirk Neukölln.
Vor zwei Jahren jedoch ereignete sich eine Tragödie, die ihr Leben aus dem Gleichgewicht riss. Frau Schönemanns engste Bezugsperson starb – ihre eigene Tochter. Der Verlust wog schwer auf der ganzen Familie, besonders auf Enkeltochter Sarah, die um ihre Mutter trauerte, und natürlich auf Frau Schönemann selbst. Der Gedanke daran, das eigene Kind verloren zu haben, erfüllt sie noch immer mit tiefer Wehmut.
Mit diesem Schicksalschlag änderte sich mit einem Mal auch die Zukunftsplanung. Eigentlich hätte ihre Tochter diejenige sein sollen, die sich im Alter um sie kümmert, denn sie war beruflich über 20 Jahre in der Hauskrankenpflege tätig gewesen. Inmitten all der Trauer gab es nun also zusätzlich noch die Frage zu klären, wer sich um Frau Schönemann, ihre Gesundheit, ihr Wohlbefinden und ihren Haushalt kümmern würde.
Zeitgleich fing die Familie damit an, einen Pflegegrad zu beantragen, was mit allerlei Arbeit verbunden ist: Dokumente ausfüllen, Besuche der Gutachter planen, Widerspruch gegen das Gutachten einleiten und immer wieder mit der Krankenkasse kommunizieren. Es war kräftezehrend, gerade während einer Zeit der Trauer.
Aus der Not heraus ist dann schließlich ihr Sohn mit in die Wohnung von Frau Schönemann gezogen. Der 69-jährige arbeitet in Teilzeit und bessert sich damit seine Rente etwas auf. Um ihn nicht zuletzt deshalb ein wenig zu entlasten, hat Enkeltochter Sarah Unterstützung bei Careship gebucht. Seit rund einem halben Jahr kommt nun Alltagshelfer Christian bei Frau Schönemann vorbei.
Anfangs hat sich Frau Schönemann sehr gegen externe Unterstützung gesträubt. Als Sarah ihr verkündete, dass sie bald regelmäßig Besuch von einem jungen Pfleger bekommen würde, war sie skeptisch. Die beiden haben sich dann aber doch schnell aneinander gewöhnt und inzwischen sehr ins Herz geschlossen.
Durch Careship habe ich die Möglichkeit gefunden, dass Oma etwas Gesellschaft und Ablenkung bekommt
Wenn Frau Schönemann den Namen “Christian” hört, dann leuchten ihre Augen. Zweimal die Woche kommt er zu Besuch und sorgt für Gesellschaft und Mobilisierung. Manchmal trinken sie zu Beginn einen Kaffee, unterhalten sich oder spielen etwas gemeinsam. Ab und an übernimmt Christian aber auch kleine Botengänge, begleitet sie zum Arzt oder hilft mit kleinen Handgriffen im Haushalt. Nach ein paar Wochen kam Christian die Idee, mit Frau Schönemann das Treppensteigen zu trainieren und das Ziel zu setzen, bald wieder draußen einen Spaziergang machen zu können.
Seit etwa drei Monaten trainieren Frau Schönemann und Alltagshelfer Christian nun bereits das Treppenlaufen. Christian versucht sie dabei stets zu motivieren, aber oft sind die Besuche auch durch die Tagesform von Frau Schönemann bestimmt. Es gibt gute und schlechte Tage. An guten Tagen können sie regelmäßig kleine Erfolge feiern. Vor einiger Zeit hat sie es mit Hilfe von Christian vom zweiten Stockwerk bis ins Erdgeschoss geschafft und war am Ende sehr stolz auf sich. Das Vertrauen zu Alltagshelfer Christian spielt bei diesem ganzen Prozess eine besonders große Rolle. Einen starken Mann neben sich zu wissen, der sie nicht nur motiviert, sondern notfalls auch auffangen könnte, schafft ein Gefühl von Sicherheit.
Aber Frau Schönemann und ihre Enkeltochter sind nicht die einzigen, die sich über solche Erfolge freuen. Auch Alltagshelfer Christian ist stolz, dass er es mit seinen Besuchen schafft, einen Menschen durch seinen Zuspruch zu motivieren und wieder ein Stück weit glücklicher zu sehen.
Es freut mich zu sehen, wie Frau Schönemann Erfolge beim Treppensteigen hat. Als ich hier zu arbeiten angefangen habe, saß sie nur in der Wohnung.
Der Sport ist für Alltagshelfer Christian und Frau Schönemann ein gemeinsames Interessengebiet. Früher hat sie verschiedene Sportarten ausgeübt, ist begeisterter Fußball- und Eishockey-Fan. Inzwischen kann sie den Sport nur noch im Fernsehen verfolgen. Dafür macht es ihr aber umso mehr Spaß, Christian die Regeln zu erklären, wenn dieser danach fragt.
Ein gutes Verhältnis mit den Angehörigen von Frau Schönemann zu haben, ist für Alltagshelfer wie Christian besonders wichtig. Er weiß auch, dass er eine wirkliche Entlastung für alle ist – dies ist eine große Motivation für ihn.
Gerade weil Frau Schönemann nach dem Schicksalsschlag mit vielem zu kämpfen hatte und die Trauer auch heute noch oft an ihrer Seite ist, ist es für sie besonders bereichernd, durch Christian den Blick nach vorne zurückgewonnen zu haben. Sie steckt sich wieder Ziele, arbeitet jede Woche daran und wächst. Es sind mal kleine, mal größere Erfolge, und gemeinsam mit Christian feiert sie sie nur allzu gerne.
Anfangs hätte Sarah nicht gedacht, dass Alltagshelfer Christian solch eine Bereicherung für ihre Oma sein könnte. Doch er schafft es durch seinen Besuch, Frau Schönemanns Leben mit kleinen Lichtblicken zu füllen, sie auf andere Gedanken zu bringen und mit ihr gemeinsam zu lachen.