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Gemeinsamkeiten - Pflegegrade verstehen

Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie einen Anspruch auf Alltagshilfe haben und das möglicherweise sogar ohne Zuzahlung. Es ist eine Ressource, die oft übersehen wird, aber in unserer heutigen Folge wollen wir Licht ins Dunkle bringen. Wir haben einen ganz besonderen Gast eingeladen, der aus Hamburg zu uns gekommen ist und uns einen Einblick in seine Arbeit gibt. Unser heutiger Gast ist Florian Ziron, unser Hamburger Careship Ambulant Pflegekoordinator. Er wird seine Erfahrungen und Einblicke mit uns teilen.

Folgender Beitrag ist eine verkürzte und bearbeitete Fassung unseres Podcast-Gesprächs. Das volle Interview könnt ihr hier hören:

Careship: Florian, du bist ein ausgewiesener Pflegeexperte und, wie ich herausgefunden habe, schon seit vielen Jahrzehnten in der Pflege aktiv, obwohl du noch gar nicht so viele Jahrzehnte alt bist. Erzähle uns doch mal deine Geschichte.

Florian: Wenn wir jetzt in einer Vorstellungsrunde wären, dann würde ich sagen: Mein Name ist Florian Ziron, ich bin 44 Jahre alt und schon 42 Jahre in der Pflege tätig. Dann gucken die Leute erstmal ein bisschen stutzig. Das kommt daher, dass meine Eltern früher ein Altersheim hatten und ich seit meinem zweiten oder dritten Lebensjahr praktisch schon integriert war und als kleines Kind als ‘Unterhaltungsprogramm’ gedient habe.

 

Careship: Das klingt erstmal unglaublich. Man kann also sagen, dass du in einem Pflegeheim aufgewachsen bist.

Florian: Genau, wir haben früher als Großfamilie ein Pflegeheim mit maximal 12-15 Bewohnern gehabt. Als kleines Kind diente ich als ‘Unterhaltungsprogramm’ und später als Pflegehelfer, um etwas Taschengeld zu verdienen. Ja, und dann war mein Weg sozusagen schon geebnet, dass ich Krankenpfleger werde.

 

Careship: Das ist eine irre Geschichte! Ich kann mir richtig vorstellen, dass du Everybody’s Darling warst.

Florian: Als kleiner blonder Junge war man da natürlich immer gerne gesehen. Ich hatte dann den Vorteil, dass ich immer ganz viele Weihnachtsgeschenke bekommen habe, weil ich ganz viele Omas und Opas hatte. Ich konnte mit jedem Mensch-ärgere-dich-nicht spielen und habe dadurch natürlich auch sehr früh den Umgang mit älteren Menschen gelernt. Ich war selbst aber auch immer sehr interessiert, weil sie immer etwas zu erzählen hatten. Sie haben viel Leben mitgebracht.

Careship: Jetzt arbeitest du bei Careship Ambulant in Hamburg als Pflegekoordinator und sorgst dafür, dass … vielleicht sagst du das einfach mal selbst?

Florian: Gern! Wir sind im März in Hamburg gestartet und bauen dort gerade einen Standort mit Alltagshilfen auf, die wir koordinieren oder an meistens Pflegebedürftige mit mindestens Pflegegrad 1 vermitteln. Sie haben den großen Vorteil, dass wir ihnen mindestens drei Stunden Alltagshilfe im Monat ohne Zuzahlung zur Verfügung stellen können. Bei einem höheren Pflegegrad kann man noch andere Leistungen in Anspruch nehmen, sodass wir noch mehr kostenfrei zur Verfügung stellen können. 

 

Careship: Was steckt eigentlich hinter den Pflegegraden und welche zentrale Rolle spielen die? 

Florian: Wenn ich feststelle, dass ich immer mehr auf Hilfe von außen angewiesen bin, gerade bei der Mobilität, oder wenn ich viele Dinge vergesse, oder der Klassiker: Ich komme mit meiner Körperpflege nicht mehr alleine klar und der Haushalt mir immer mehr zur Last wird, obwohl ich keine große Wohnung habe, dann sollte ich darüber nachdenken, einen Pflegegrad bei der Pflegeversicherung zu beantragen, weil mir dann einfach Hilfen zur Verfügung gestellt werden, damit ich möglichst lange Zuhause bleiben und versorgt werden kann. Das ist ja auch unser aller Ziel.

 

Careship: Es gibt fünf Pflegegrade, die ich gerne aufdröseln würde. Pflegegrad 1 bedeutet: geringe Beeinträchtigung. Was genau bedeutet das? Wenn ich mir jetzt das Knie stoße, bekomme ich dann Pflegegrad 1? Da müssen doch noch mehr Bedingungen zusammenkommen.

Florian: Also die größte Hürde, die man erstmal überwinden muss, um einen Pflegegrad zu bekommen, ist, dass man davon ausgehen muss, dass der Zustand der Pflegebedürftigkeit mindestens 6 Monate anhält. Bei Einschränkungen, die weniger lang anhalten, sollte man sich an die Krankenversicherung wenden.

 

Careship: Spannend, die Pflegegrade sind also unabhängig des Alters. Das war also Pflegegrad 1. Dann haben wir Pflegegrad 2. Der steht schon unter der Überschrift “erhebliche Beeinträchtigung der Selbstständigkeit”. Was steckt da dahinter?

Florian: Das finde ich ganz wichtig, klarzustellen. Ab Pflegegrad 2 gelte ich erst als pflegebedürftig und bekomme dann das volle Spektrum der Hilfen der Pflegeversicherung. Man hat viel mehr Auswahlmöglichkeiten. Beim Pflegegrad 1 steht mir die Alltagshilfe zur Verfügung, im Rahmen von 125€. Bei Pflegegrad 2 werden die Leistungen viel umfangreicher.

In diesem Fall ist es so, dass ich wahrscheinlich wirklich Hilfe bei der Körperpflege brauche, entweder aufgrund einer Demenz oder einer Mobilitätseinschränkung. Beim Gehen längerer Strecken benötige ich eine Begleitung, ich vergesse meine Medikamente einzunehmen, und ich kann nicht mehr alleine zum Arzt gehen. Entscheidend ist hierbei für die Versicherung, dass ich eine Begleitung benötige!

 

Careship: Spannend! Und was machen Alltagshilfen eigentlich? 

Florian: Alltagshilfen sollen hauptsächlich im Haushalt helfen, das ist häufig der Mittelpunkt. Außerdem können sie beim Einkauf helfen, beim Kochen unterstützen, beim Wäsche waschen helfen, spazieren gehen und betreuen. Man kann eigentlich sagen, dass sie bei allem außer der Pflege helfen. Für die Körperpflege haben wir Pflegedienste.

 

Careship: Die Hürde für Betroffene ist meistens das eigene Portemonnaie. Gibt es die Möglichkeit, sich die Alltagshilfe von der Pflegekasse erstatten zu lassen

Florian: Wenn ich mindestens Pflegegrad 1 habe, steht mir der Entlastungsbetrag von 125€ im Monat zur Verfügung. Den kann ich für Alltagshilfe nutzen und man kann sich bei uns eine Alltagshilfe buchen.

Sobald man als Unternehmen über die Pflegekasse abrechnen darf, muss man verschiedene Qualitätsstandards erfüllen. Wir zum Beispiel müssen jede Alltagshilfe, die wir anstellen, speziell schulen, um sicherzustellen, dass sie auch einen bestimmten Qualitätsstandard mitbringen und über das notwendige Wissen verfügen, wie man mit Pflegebedürftigen umgeht. Genauso wichtig ist, dass sie ein sauberes Führungszeugnis haben.
Wir müssen uns einfach über die Qualität der Alltagshilfe sicher sein. In Hamburg ist es sogar noch wichtig, dass die Alltagshilfe einen Erste-Hilfe-Kurs besucht hat.

Und ganz wichtig ist, dass wir dafür sorgen können, dass immer ein Pflegekoordinator im Hintergrund ist, sodass, wenn jemand Fragen hat, er immer einen Ansprechpartner hat.

Wir bleiben pflegefachlich immer im Hintergrund und beobachten. Wir machen eine Ersteinschätzung beim Kunden, was notwendig ist, was die Alltagshilfe wissen muss, und wir suchen dann die Alltagshilfe speziell aus.

 

Careship: Das würde mich noch interessieren. Ihr vermittelt ja nicht nur Alltagshilfen und bildet sie aus, ihr bietet auch Pflegeberatung an. Viele wissen ja gar nicht, was ihnen zusteht. Viele Menschen sind sich gar nicht bewusst, dass sie Anspruch darauf haben, dass jemand zu ihnen nach Hause kommt. Wie läuft das denn ab? Was kann ich tun, einfach bei euch anrufen?

Florian: Meistens rufen uns die Leute an und werden von unserem Serviceteam betreut. Dort werden bereits viele Informationen abgefragt. Auch dort sitzt sehr gut ausgebildetes Personal, das erste Tipps geben kann.

Wenn der Anrufer weiter beraten werden möchte, wird der Fall an uns weitergeleitet. Wir vereinbaren dann einen Termin und fahren zum Kunden. Das ist wirklich ein unheimlich guter Service, dass eine Fachkraft vor Ort ist. Dort wird die Situation begutachtet: Was benötigt der Kunde, wo braucht er Hilfe? Dann fragen wir ab: Haben Sie bereits einen Pflegegrad? Wenn ja, welchen Pflegegrad? Und so weiter.
Je nach Situation beraten wir dann.

Wenn wir merken, dass die Pflegeberatung noch viel umfangreicher sein sollte, verweisen wir auch gerne auf die Pflegeberatung der Pflegeversicherung, denn jeder hat einen kostenfreien Anspruch darauf. Dann können Sie gerne zu einem Pflegestützpunkt gehen, oder als Privatpatient zu Kompass.

Aber wir stoßen, im Rahmen dessen, was wir leisten können, alles schon einmal an, sodass sie zumindest schon einmal Alltagshilfe bekommen. Das kostet sie gar nichts.

 

Careship: Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, damals mit meinem Schwiegervater, der Pflegegrad 2 oder 3 hatte. Er hat sich in diesem Erstgespräch total zusammengerissen, weil er sich geschämt hat und gar nicht so richtig wollte, dass er diese Einstufung bekommt. Was ist denn das Bild, das sich dir bietet, wenn du zu diesem Beratungsgespräch kommst?

Florian: Da sprichst du einen sehr wichtigen Punkt an. In diesen Beratungsgesprächen werden sehr intime Themen angesprochen, und kaum jemand mag zugeben, dass er Hilfe benötigt. Wir versuchen es den Menschen leicht zu machen, mit unserer Erfahrung und unserem Einfühlungsvermögen, sodass wir schnell die Realität erfahren können. Mit unseren Fragen kommen wir dann ziemlich schnell zu einer guten Vertrauensbasis.

Für mich ist es wichtig zu betonen, dass je früher man sich Hilfe holt, desto besser. Niemand möchte ins Pflegeheim, jeder möchte in seinen eigenen vier Wänden bleiben. Aber wenn man sich nicht frühzeitig Hilfe holt, wird man schnell überfordert und immer kränker. Es ist wichtig, am Alltag weiter teilzunehmen. Je früher man Hilfe einholt, desto besser wird es einem selbst gehen



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